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Puppet Show Galeriecafé Emma T. |
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"Nachts, wenn alle schlafen, erwachen die Puppen zum Leben." – Kinder glauben das, und es erscheint ihnen natürlich. Der Übergang vom Leblosen zum Lebendigen ist ein magischer Moment. Man kennt das vom Theater, vom Puppentheater oder von der Stop-Motion-Technik im Animationsfilm. In der Natur zeigt sich dieser Moment bei der Verwandlung von der Puppe in einen Schmetterling. Der Text "Das Fliegenpapier" (1914) von Robert Musil war der Auslöser für die gezeigten Arbeiten. Das Fliegenpapier "tangle foot" ist ein pergamentartiges, mit duftend klebrigem Leim bestrichenes Papier, das Fliegen unwiderstehlich anzieht. Einmal gelandet, gibt es für sie kein Entrinnen mehr. Wir sind Zeugen der kleinen Fliegenkatastrophen und ihnen ganz nahe in ihrem Todeskampf. Dieser Krieg geht unter die Haut, unter die Hülle – unter das Körperkleid. Die Schnittbogenlinien auf dem Vogue-Kinderkleid erinnern an strategische Skizzen von Schlachtplänen. Das pergamentene Papierkleid selbst ist Schauplatz des Todes und als Falterkleid zugleich auch Sinnbild für Auferstehung. Dem entspricht auch die märchenhafte Belebung der an sich leblosen Puppenhüllen in den ausgestellten Arbeiten. Dabei kommen einige Zeichnungen den Köpfen so nahe, dass sich ihr Atem auf dem Papier niederzuschlagen scheint. Andere Bilder zeigen in zauberhafte Sphären entrückte Puppenwesen und Szenerien, Momentaufnahmen einer zum Leben erwachten Puppet Show.